GESCHICHTE

DER „ALTEN MENSA“ IN FREIBERG

Das heute als „Alte Mensa“ bekannte Studentenhaus in der Petersstraße 5 war in früheren Zeiten ein großes Hotel mit dem Namen „Zum halben schwarzen Rosse“ bzw. später „Schwarzes Roß“.
Da es durchweg bis in die Neuzeit betrieben wurde und bis vor wenigen Jahren auch noch Zimmer vermietet wurden (in der Wohngemeinschaft „Schwarzes Roß“), ist es das älteste noch betriebene Hotel- und Gaststättenunternehmen Freibergs.

GENIESST ES, IN DER ÄLTESTEN KNEIPE FREIBERGS ZU SEIN!

Alte Mensa 1925 Hotel „Schwarzes Roß“

Wann genau an dieser Stelle das Schankrecht zum ersten Mal vergeben wurde, ist nicht nachweisbar. Es ist möglich, dass hier schon mit der Anlegung der Freiberger Oberstadt eine Schankwirtschaft entstand.

Hotel „Schwarzes Roß“

Tanzsaal „Schwarzes Roß“

Die älteste bisher gefundene Akte zum Haus ist ein Kaufvertrag vom 20. März 1561. Die Betreiber des Hauses jedoch lassen sich lückenlos zurück bis in das Jahr 1536 verfolgen.

Andreas Möller schrieb in seiner Freiberger Chronik 1653:

„Gaststallung wird von vielen Bürgern gehalten, doch hat man etliche befreyete Gasthöfe, welche für anderen von langen Zeiten her zur Gasthaltung privilegiert. In der Stadt stehet jetziger Zeit noch der Gasthof zum Güldenen Adler auff der Burg Gassen, zum halben schwarzen Rosse auff der Peters Gasse, zum Goldenen Stern und weißen Einhorn auff der Erbischen Gasse, zum Roten Hirsch auff der Fischer Gasse.“

Fest steht auf jeden Fall, dass dieses Hotel seit jeher ein für Freiberg ungewöhnlich großes Unternehmen war, in dem auch Könige abstiegen. Darüber schreibt Gerlach in seiner „Kleinen Chronik von Freiberg“:

„1809 wurden hier englische Waren im Wert von 51.000 Thalern von den Franzosen konfisziert, und der westfälische König Jerome verbrauchte an einem einzigen Rasttage mit seinem Hofstaat und gegen 7.000 Mann Truppen 22.000 Thaler (erbadete in Hühnerbrühe und Burgunderwein, um seinen siechen Körper zu bekräftigen).“

Im März 1922 erwirbt Herr Reinhold Noack das Hotel und erhält kurze Zeit später (im August des Jahres) den Konzessionsschein. Er hat damit die „Erlaubnis zur Ausübung des Gast- und Schankwirtschaftgewerbes einschließlich des Brantweinschankes und der Befugnis zur Ausspannung, sowie zur Abhaltung von Tanzmusiken an den regulativmäßigen Sonntagen.“ Rund 20 Jahre lang hat er dieses Haus betrieben und die größten Umbauten der neueren Zeit durchgeführt. Dieser umfangreiche Umbau war 1928 beendet und so zeigt sich das Haus in seiner Grundstruktur noch heute.

Alte Mensa in den 50er Jahren

Ab dem 2. Mai 1946 wurde den Studierenden und Angestellten der Bergakademie Freiberg die Möglichkeit gegeben, an 6 Tagen in der Woche ein Mittagessen einzunehmen (Ruhetag Donnerstag).

Das Haus blieb jedoch vorerst noch ein öffentliches Hotel. Ob diese Mittagsversorgung für Studenten und Mitarbeiter bis 1951 noch einmal unterbrochen wurde, ist nicht bekannt.

Ab Juni 1951 wurde jedoch das ehemalige Hotel vollständig von der Bergakademie gepachtet. Damit begann das Haus, ein fester Bestandteil des akademischen Lebens in Freiberg zu werden. In den ehemaligen Hotelzimmern wurden unterschiedliche gesellschaftliche Institutionen untergebracht. Im Saal war mittags die Studentenversorgung und im Erdgeschoss aßen die Professoren zum Mittag (mit Tischbedienung). Abends wurden im Saal Kulturveranstaltungen durchgeführt, was regelmäßig zu Reiberein mit der Mittagsversorgung am nachfolgenden Tag führte. Seit 1951 trug das Gebäude den Titel „Klubhaus der Bergakademie“ oder einfach nur „Klubhaus“.

Die Bergakademie wollte das Haus schon in den 50-er Jahren der damaligen Besitzerin abkaufen, jedoch gestalteten sich die Verhandlungen sowohl mit ihr als auch mit der Regierung der DDR nicht einfach. Der Kaufvertrag kam erst 1973 zustande. Im Grundbuch erfolgte der Eintrag “ Eigentum des Volkes, verwaltet durch die Bergakademie Freiberg“.

Mit der Einweihung der Neuen Mensa am Hornmühlenweg 1976 wird das „Klubhaus“ nur noch für Veranstaltungen genutzt und im Volksmund  „Alte Mensa“ genannt.

Alte Mensa heute

1991 übernahm das Studentenwerk den Betrieb des in Studentenhaus umbenannten Klubhauses.

hierzu wurde zwischen dem nunmehrigen Besitzer, dem Freistaat Sachsen, und dem Studentenwerk Freiberg ein Vertrag unterzeichnet. Der Studentenclub führte in den Räumen Keller, Erdgeschoss und Saal weiterhin Veranstaltungen durch, während das Studentenwerk Freiberg die Gastronomie  betrieb und das Haus unterhielt. Mit Beginn des Wintersemesters 1993 wurde die Gastronomie dem Studentenclub übertragen. Dabei änderte sich für den Gast bzw. die Veranstaltungsdurchführung nichts. Der Studentenclub, mittlerweile als „Das Füllort e.V.“ gegründet, führte die Veranstaltungen im Haus bis 2007 durch. Neben den Bereichen Diskothek, Konzert und Kleine Bühne führte er unter anderem auch die Arbeitsgruppen Kino, Jazz, Klöppeln, Malen und Zeichnen sowie Keramik.

Permanente Klagen einer Anwohnerin gegen die Veranstaltungen im Haus machten es dem Verein sehr schwer. Auch die Unterstützung durch das Studentenwerk in Form des Baus von schallschützenden Maßnahmen halfen hier nicht maßgeblich. Letztlich musste der e.V. im Frühjahr 2007 wegen mehrerer Klageverhandlungen und gerichtlicher Festlegungen den Betrieb einstellen und Insolvenz anmelden.

Der „Alte Mensa e.V.“, gegründet nach dem Brand im Saal, um beim Wiederaufbau zu helfen, übernahm am 01.04.2008 den Keller und taufte ihn „Zum Teufel!“. Damit zog im Haus nach einem knappen halben Jahr wieder studentische Gastronomie ein. Die Kellerkneipe war sofort wieder bei den Studenten beliebt und ist das noch bis heute.

Leider kam der Verein nicht über die Bewirtschaftung des Kellers hinaus. Die Kürzung der Zuschüsse für das Studentenwerk zwangen jedoch dazu, ein neues Konzept der Bewirtschaftung zu erarbeiten. Studentenwerk, TU Bergakademie und das „TIVOLI“ gründeten deshalb den „Klubhaus e.V.“, um endgültig wieder die studentische Kulturszene ins Haus zu bringen. Was daraus geworden ist, könnt ihr (fast) jeden Tag in der Alten Mensa erleben.